DB startet ersten stufenlosen ICE L – Betrieb ab 14. Dezember 2025

DB startet ersten stufenlosen ICE L – Betrieb ab 14. Dezember 2025

DB startet ersten stufenlosen ICE L – Betrieb ab 14. Dezember 2025

Der erste ICE L, ein komplett stufenloser Hochgeschwindigkeitszug, hat nach intensiven Tests endlich die offizielle Genehmigung erhalten und soll noch dieses Jahr den Fernverkehr zwischen Berlin und Köln bedienen.

Die Zulassung wurde am 11. August 2025 vom Eisenbahnbundesamt erteilt, nachdem die Europäische Eisenbahnagentur (ERA) bereits im August desselben Jahres ihr OK gegeben hatte. Ein kurzer Clip von Bahnwelten am 17. Oktober 2025 zeigt die feierliche Präsentation in Berlin, bei der Dr. Daniela Ludwig, Pressesprecherin der Deutsche Bahn AG, die wichtigsten Eckdaten erklärte.

Hintergrund und Entwicklungsphase

Bereits 2015 hatte die DB Fernverkehr angekündigt, neben den schnellen Intercity‑2‑Doppelstockzügen auch Züge für höhere Geschwindigkeiten und nicht elektrifizierte Strecken zu beschaffen. Die Ausschreibung für bis zu 100 Lokomotiv‑bespannte, einstöckige Züge ging am 1. März 2017 an den Start und endete am 28. Februar 2018. Siemens Mobility war zwar im Rennen, doch am Ende fiel der Auftrag an den spanischen Hersteller Talgo, S.A..

Ursprünglich sollten 79 Züge geliefert werden, nach mehreren Ab‑ und Nachbestellungen lande man schließlich bei einer Auftragsmenge von 60 Stück. Der erste Vorserienzug rollte 2022 vom Band, und seit 2023 testen Talgo‑Ingenieure das Fahrzeug in Spanien, Frankreich und Deutschland.

Zulassung und Testphase

Der Weg zur Betriebserlaubnis war holprig. Lieferschwierigkeiten bei Talgo und langwierige Prüfverfahren verzögerten den Zeitplan mehrfach. Trotzdem konnten im Sommer 2025 mehrere Testfahrten auf deutschen Gleisen durchgeführt werden – darunter eine 300‑km‑Strecke zwischen Hannover und München, bei der die neuen Brems‑ und Signalsysteme geprüft wurden.

Am 11. August 2025 verkündete das Eisenbahnbundesamt final, dass alle sicherheitstechnischen Auflagen erfüllt seien. "Die Genehmigung ist ein Meilenstein für die Barrierefreiheit im Fernverkehr", erklärte Dr. Daniela Ludwig. "Mit dem ICE L setzen wir ein klares Signal für moderne, inklusive Mobilität."

Technische Neuerungen des ICE L

Der ICE L gehört zur Plattform Talgo 230 und verwendet künftig die eigens entwickelte Baureihe 105 Lokomotive – die allerdings erst zum Fahrplanwechsel im Dezember vollständig bereitsteht. Wichtige Features im Überblick:

  • Stufenloser Einstieg auf 76 cm Bahnsteighöhe, keine Hublifte mehr.
  • Barrierefreies Design: breitere Türen, rollstuhlgerechte Toiletten.
  • Fensterscheiben mit integrierten Mobilfunksensoren – schlechter Empfang gehört der Vergangenheit an.
  • Ergonomisch getestete Sitze, ausgewählt von 1.600 Proband:innen, mit großem Klapptisch und Tablet-Halterung.
  • Innenbeleuchtung, die sich automatisch dem Tageslicht anpasst und das Raumgefühl verbessert.

Die Wagen sind kürzer als herkömmliche ICE‑Einheiten, was zu einer höheren Flexibilität beim Zusammenstellen von Zügen führt. Das Interieur kombiniert warmes Holz‑Imitat mit modernen Kunststoffen, sodass die Atmosphäre eher an ein stilvolles Café als an ein klassisches Bahnwaggon erinnert.

Fahrplanwechsel und erste Strecken

Ab dem großen Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2025 sollen die ersten vier ICE L‑Züge im regulären Linienbetrieb zwischen Berlin und Köln fahren. Der Zug soll damit die bisherige Reisezeit von 4 Stunden 15 Minuten auf rund 3 Stunden 30 Minuten verkürzen.

„Wir sehen das als Testlauf für weitere Strecken, zum Beispiel München‑Frankfurt oder Hamburg‑Stuttgart“, sagte ein Sprecher der DB Fernverkehr. Die DB plant, bis 2028 rund 30 % des Fernverkehrs mit ICE L‑Einheiten zu bedienen.

Ausblick und Branchenreaktionen

Fachleute sehen im ICE L nicht nur ein Komfort‑Upgrade, sondern auch einen Schritt in Richtung nachhaltiger Mobilität. Durch die leichtere Bauweise und den geringeren Energieverbrauch pro Sitzkilometer könnten die Betriebskosten langfristig sinken.

Der spanische Hersteller Talgo hofft, dass die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn weitere Aufträge in Europa nach sich zieht. "Der ICE L ist unser Flagship‑Projekt für den europäischen Hochgeschwindigkeitsmarkt", betonte Talgo‑CEO Javier del Pino in einer Pressemitteilung.

Für Reisende bedeutet das: weniger Stufen, besseres WLAN und ein insgesamt entspannteres Reiseerlebnis. Für die Konkurrenz, vor allem für die deutschen Lokomotivhersteller, bedeutet es ein deutliches Signal, dass internationale Partner und innovative Konzepte künftig stärker gefragt sind.

Häufige Fragen

Welcher Nutzen entsteht durch den stufenlosen Einstieg?

Der barrierefreie Zugang erleichtert das Ein- und Aussteigen für Personen mit Gepäck, Kinderwagen oder Rollstuhl. Gleichzeitig verkürzt er die Einsteigezeit, was den Fahrplan pünktlicher macht.

Wie viele ICE L‑Züge werden insgesamt betrieben?

Ursprünglich waren 79 Einheiten geplant, nach Anpassungen und Stornierungen wird die Deutsche Bahn schließlich 60 ICE L‑Züge in Betrieb nehmen.

Ab wann fahren die neuen Züge zwischen Berlin und Köln?

Der reguläre Fahrgastverkehr startet mit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2025. Vier Züge sollen zu diesem Zeitpunkt bereits im Einsatz sein.

Welche Rolle spielt Talgo bei den Lokomotiven?

Talgo liefert neben den Wagen die neue Baureihe 105 Lokomotive, die mehrsystemfähig ist. Diese Lokomotiven kommen jedoch erst nach dem Dezember‑Start zum Einsatz.

Was sagen Experten zur Energieeffizienz des ICE L?

Unabhängige Studien gehen davon aus, dass der leichtere Wendezug pro Sitzkilometer rund 10 % weniger Strom verbraucht als herkömmliche ICE‑Modelle – ein Plus für Klima‑ und Kostenziele.

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